Wieviel Mensch verträgt der Wald ?

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Wieviel Mensch verträgt der Wald ?

Kräuter- u. Naturwanderungen Markus Schrade
Veröffentlicht von Markus Schrade in Natur und Umwelt · 21 April 2020
Tags: MüllWaldWieseCoronaUmweltverschmutzungErholung
In Zeiten der Restriktionen aufgrund der ‘Corona-Krise’ haben offenbar viele Menschen den Wald bzw. die Natur entdeckt. War eigentlich auch absehbar, wenn Spielplätze, Parks und andere öffentliche (Grün-)Anlagen tabu sind. Grundsätzlich ist das ja erst mal eine gute Sache. Denn der Aufenthalt in der Natur und an der frischen Luft tun einfach gut. Der Wald hat heilsame Kräfte auf Körper und Geist, was auch nicht erst unlängst von wissenschaftlicher Seite bestätigt wird. Ich habe auch den Eindruck, dass vor allem viele Kinder und Jugendliche in diesen Tagen zum ersten Mal in ihrem Leben den Wald gesehen bzw. kennen gelernt haben. Eine anscheinend ganz neue Erfahrung für viele. Mal weg von TV, Smarthphone und Co; die Natur kennen lernen und neue, eigentlich ganz normale/natürliche Erfahrungen sammeln.
Aus dieser Sicht kann die ‘Corona-Krise’ hier (und in anderen Bereichen) auch als Chance wahrgenommen werden. Seit Jahren versuchen viele engagierte Menschen aus den unterschiedlichen Bereichen zu vermitteln, wie wichtig Bewegung und die Natur für uns sind. Und bei vielen ist diese Botschaft auch angekommen und wird (zunehmend) umgesetzt. Aber offenbar haben sich diese positiven Erkenntnisse leider noch immer nicht überall ‘herum gesprochen’ und anscheinend brauchten manchen Leute diesen derzeitigen äußeren Zwang, um mit ihren Kindern bzw. selbst mal in den Wald zu gehen. Bleibt zu hoffen, dass diese ‘Wald-Neulinge’ auch tatsächlich erkennen, welche positiven Effekte der Aufenthalt im Wald haben kann und somit auch nach Corona regelmäßig gerne wieder kommen.


So weit so gut. Aber nun kommt leider die Kehrseite der Medaille:

Anscheinend hat leider vielen dieser Menschen, die nun die Wälder und Wiesen vermehrt aufsuchen, niemand erklärt, wie man sich anständig in der Natur aufhält und wie man rücksichtsvoll mit ihr (und anderen Menschen) umgeht. Was für die meisten von uns als selbstverständlich gilt, ist offenbar für viele Neuland. Egal ob jung oder alt. Und viele wissen es eigentlich bestimmt auch, machen aber trotzdem genau das Gegenteil, was umso schlimmer ist.



Seit ca. 3 bis 4 Wochen stelle ich fest, dass zunehmend mehr Müll auf Wald und Wiese hinterlassen wird. Das Problem mit dem Müll ist ja kein Neues und ständig findet man in stadtnahen Wäldern immer wieder achtlos weggeworfene Dinge. Von der gezielten illegalen Müllentsorgung von Bauschutt, Sperrmüll, Altöl, Chemikalien, Reifen usw. mal ganz zu schweigen. Aber was da Tag für Tag an Müll aller Art auftaucht, sind Hinterlassenschaften der ‚neuen Waldbesucher‘. Vor allem Wiesenflächen und Wegränder sehen schlimm aus. Es ist wirklich zum……
Unter den Wiesenflächen sind auch einige wertvolle Biotope dabei, in denen gefährdete Tier-und Pflanzenarten vorkommen. Diese Flächen werden zudem nun vermehrt als Liege-, Spiel- und Picknickwiese benutzt, was auf Dauer eine ziemliche Belastung dieser zum Teil sehr sensiblen Biotope darstellt. Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass man dies den Leuten nicht zu sehr übelnehmen kann. Zum einen ‚müssen‘ sie ja irgendwo hin, wenn Parks etc. geschlossen sind und zum anderen können sie ja nicht wissen, welchen wertvollem Lebensraum sie da vor sich haben. Es hatte ihnen ja niemand erklärt bzw. beigebracht. Für die meisten ist das halt so eine ‚wilde Wiese‘.
ABER: Ich denke, dass es eigentlich nicht zu viel verlangt ist, dass jeder seinen Müll wieder mit nimmt oder in die Mülleimer wirft. Dies sollte doch trotz mangelnder Umweltbildung und Naturverständnis doch machbar sein, oder? Sollte man jedenfalls meinen. Offenbar nicht. Weit gefehlt. Für viele Leute ist dies anscheinend auch zu viel verlangt. Und mein Eindruck ist auch, dass je mehr Müll irgendwo herumliegt, für andere die Hemmschwelle rapide sinkt, weiteren Müll hinzuzuwerfen. So nach dem Motto „Ach, da liegt ja schon was rum, da kann ich meinen Müll einfach dazu schmeißen…“ Es ist wirklich wahnsinnig, wie die Leute so drauf sind.

Bei meiner ‚Hausstrecke‘ im nordwestlichen Käfertaler Wald, auf der auch eine ‘missbrauchte’ wertvolle Wiese liegt, konnte ich mir das Desaster einfach nicht mehr angucken und habe letzte Woche kurzerhand mal den Müll eingesammelt. (Mal abgesehen davon sammle ich jede Woche hier und da immer wieder mal Müll ein.) Trotz Gummihandschuhe zum Teil ziemlich eklig gewesen. Ich habe innerhalb von ca. einer halben Stunde 2 mittelgroße Mülltüten voll bekommen. Alles konnte ich nicht mitnehmen, da ansonsten die Türen gerissen wären. Die Reste habe ich in den folgenden Tagen eingesammelt. Ich hoffe nun mal, dass meine Aktion eine Weile vorhält, sich die Leute zukünftig nicht ganz so danebenbenehmen und vor allem, dass sich ‚da draußen‘ die Lage bald wieder verbessert und die Leute wieder andere Aufenthaltsmöglichkeiten bekommen.



Vielleicht habt ihr ja auch derartige Erfahrungen in eurer Umgebung gemacht. Was habt ihr beobachtet oder erlebt?
Wenn es bei euch in der Ecke auch so schlimm aussieht, dann vielleicht vor dem nächsten Spaziergang noch eine paar Müllsäcke einstecken und unterwegs ein bisschen Müll einsammeln. Am besten noch einen Freund oder den Partner mitnehmen. Dann geht’s umso schneller. Und auch hier und da Leute ansprechen und fragen, ob sie helfen wollen. Vor allem dann, wenn sie etwas komisch gucken. Wenn jeder ein bisschen mithilft, werden die Auswirkungen nicht ganz so katastrophal. Und dieses Jahr ist auch noch die alljährliche für Ende März geplante Reinigungswoche „Putz‘ Deine Stadt raus!“ausgefallen. (Infos unter  https://www.mannheim.de/de/service-bieten/umwelt/sauberkeit-und-abfall/putz-deine-stadt-raus ). Dadurch ist natürlich auch jede Menge Müll liegen geblieben. Klar, es ist eigentlich schon traurig, dass es Aktionen dieser Art bedarf, um unsere Umwelt etwas zu entmüllen. Aber ohne solche Aktionen und Engagement vieler einzelner Umweltschützer, die immer wieder sammeln, sähe Mannheim und Umgebung ganz anders aus. Daher lieber ein bisschen mithelfen anstatt schimpfen oder jeden Tag jammern. Jede(r) kann ein bisschen was dazu beitragen, dass unser Lebensraum auch lebenswert bleibt.

Bei Erfahrungen, Fragen, Ideen, Anregungen könnt ihr euch natürlich gerne an mich wenden.

Ich wünsche eine gute Zeit und bleibt gesund.




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